Der hl. Franz von Sales führt in seiner Predigt zum Dreifaltigkeitsfest 1595 aus, daß die „gegenseitige Liebe“ von Vater und Sohn eine dritte Person hervorbringt, den Heiligen Geist, und zwar nach Art einer „Hauchung gegenseitiger Liebe“. Was will die Kirche damit zum Ausdruck bringen, daß sie von „Hauchung“ spricht, wo es um den Hervorgang der dritten göttlichen Person aus dem Vater und dem Sohn geht?

Daß das Hauchen symbolisch für das Schenken des Heiligen Geist stehen kann, findet in dem Handeln Christi seine Bestätigung, als Er Seinen Aposteln nach Seiner Auferstehung zum ersten Mal erscheint, sie anhaucht und zu ihnen spricht: „Empfanget den Heiligen Geist. Wem ihr die Sünden nachlasset, dem sind sie nachgelassen; wem ihr sie behaltet, dem sind sie behalten“ (Joh 20,22).

Nachfolgende als Zitat gekennzeichnete Begriffe werden von Matthias Scheeben zur näheren Erklärung herangezogen; sie geben eine Übersicht über das Verständnis, das die Kirche vom Heiligen Geist hat. Der Heilige Geist geht aus dem Vater und dem Sohn hervor, in dem sie „die Glut“ ihrer Liebe zum anderen Du aushauchen. Das Hauchen bezeichnet das wechselseitige Ausströmen der Liebe („Aspiration“) in das Innere der anderen Person, menschlich gesprochen: in sein Herz, so daß man „die Offenbarung der Liebe in Gott ausdrucksvoll als Liebeshauch oder Liebesflamme bezeichnen kann“, wie es das Pfingstereignis bestätigt, das die Liebe Gottes sichtbar werden ließ, die nach außen – über die Kirche – ausströmt: „Zungen wie von Feuer erschienen, verteilten sich und ließen sich auf jeden von ihnen nieder. Alle wurden mit dem Heiligen Geist erfüllt“ (Apg. 2,4). Die Kirche bezeichnet den Heiligen Geist, da er der Hauch der gegenseitigen Liebe von Vater und Sohn ist, auch als das „Feuer“ der Liebe Gottes, als „Gabe“ oder „Geschenk“ der gegenseitigen Liebe von Vater und Sohn, als „Besiegelung“ oder als „Band“ ihrer Liebe (Scheeben, Dogmatik, Bd. 1, S. 850f).

Pater Andreas Mählmann: Im Herzen Jesu, KU 6-2015