Heilige des Monats
Die selige Ludovica degli Albertoni (1473-1533)
Ludovica degli Albertoni wurde im Jahr 1473 als Tochter eines alten römischen Adelsgeschlechtes geboren. Ihr Geburtshaus stand im Rione Sant’Angelo, neben dem römischen Ghetto. (Ab dem 14. Jahrhundert wurde Rom in zuerst 12 Rioni / Stadteile eingeteilt. Durch das Bevölkerungswachstum erhöhte sich die Zahl durch Teilung bestehender Rioni bis 1921 auf 22.)
Schon mit zwei Jahren verlor Ludovica ihren Vater und wurde deshalb der Obhut naher Verwandter anvertraut, die sich nicht nur um eine standesgemäße, sondern auch um eine gute religiöse Erziehung bemühten.
Ihre Biographen rühmen ihre „natürliche Neigung zur Frömmigkeit“ und ihre Begabungen.
Die junge Ludovica muß eine Schönheit gewesen sein, die nicht wenige Verehrer anzog. Sie selbst wollte sich eigentlich ganz Christus weihen. Doch sie mußte sich den Wünschen ihres Vormunds fügen. Mit zwanzig Jahren wurde sie mit Giacomo della Cetera, einem Edelmann aus dem Trastevere-Viertel, vermählt. In diesem „römischsten Viertel“ Roms unterstellte sie sich der geistlichen Leitung der Franziskaner, die in der Nähe des Tiberufers das Andenken an den Aufenthalt des hl. Franziskus 1219 in der Ewigen Stadt mit dem Bau einer Basilika wachgehalten hatten. Hier zeigte man noch heute den Stein, auf den er in der Nacht sein Haupt legte. Aus der Ehe, die nicht wenige Kreuze hatte, gingen drei Kinder hervor. Zwei Tugenden werden besonders von ihren Hagiographen gelobt: „misericordia in pauperes“ (Barmherzigkeit gegen die Armen) und das vorbildliche „regimen familiae“ (Führung des Familienlebens).
Nach dem Tod des Mannes – nach zwölf Ehejahren – teilte sie das Vermögen unter die Kinder und wurde Mitglied der „Büßerinnen“ des III. Ordens des hl. Franziskus. In ihrer Vita liest man von von großen, wenn auch im Geheimen getanen Bußwerken, einem vorbildlichen Gebetsgeist und einer die Umgebung ansteckenden Mildtätigkeit gegen die Armen. Für die Menschen in den Elendshütten war sie eine wirkliche „Mutter“. Über das Gebet sagte sie: „Das Gebet ist eine Schule des Lebens, in der man die Lehre Jesu, die er den Menschen verkündete und die sie nicht angenommen haben, erkennt.“ Gerne las sie in den Lebensbeschreibungen der Heiligen, vor allem der heiligen Frauen, um ihre Tugenden nachzuahmen.
Sie wurde eine Ratgeberin nicht nur der einfachen Leute, sondern auch der adeligen Gesellschaft und der Prälaten der Kurie. Sie war ein Feind der Schmeichelei und sie führte gegen ihre Standesgenossen ein offenes Wort. Der römische päpstliche Adel bewahrte eine besondere Liebe und Verehrung für diese „zweite heilige Elisabeth“ der Ewigen Stadt.
„Sie kümmerte sich um bedürftige Mädchen, die sie im wahren Glauben und in der rechten christlichen Sittlichkeit unterwies und vor der Verführung zu bewahren suchte. Sie verschaffte ihnen Arbeit und die nötige Mitgift zum Eingehen einer guten christlichen Ehe.“ (Prälat Holböck)
Am 6. Mai 1527 wurde sie Zeuge des „Sacco di Roma“, der Plünderung und Schändung Roms durch deutsche Landsknechte. Es wurde geraubt, vergewaltigt, gefoltert und gemordet. Ein Großteil der Schweizergarde – 147 Mann – wurde bei der Verteidigung des Pontifex auf dem Petersplatz erschlagen. Etwa 90 Prozent der Kunstschätze Roms gingen in drei Tagen verloren. Die Selige fand in dieser apokalyptischen Situation Aufnahme bei Kardinal Colonna im Palazzo della Cancelleria und wurde in den folgenden Monaten zum Engel der Geschundenen.
Ihr Leben war gekennzeichnet durch übernatürliche Gottesgaben – darunter Weissagungen, Ekstasen und Levitationen. Aber alle diese Wunder wurden übertroffen durch ihr von Liebe brennendes Herz. Sie war in ihrem ganzen Leben eine authentische Nachfolgerin des seraphischen Heiligen, des hl. Franziskus.
Sie starb, wie sie gelebt hatte, arm und gottergeben, mit dem Kruzifix in der Hand, am 31. Januar 1533. Ihre Heiligkeit wurde spontan und allgemein anerkannt. Der Senat der Stadt ehrte sie jedes Jahr als Selige, schon viele Jahre bevor der Papst den Kult bestätigte. Sie steht als „Romana di Roma“, als wahre „(stadt)römische“ Selige, neben der hl. Agnes oder der hl. Francesca.
1) Festtag 31. Januar in der Diözese Rom. Sie ist Patronin der Franziskaner-Tertiaren in Urbe.
2) Seligsprechung / Reliquien Am 28. Januar 1671 gestattete Papst Clemens X. (1590-1676), der mit der Familie Albertoni verwandtschaftlich verbunden war, durch ein Breve ihre Verehrung als Selige. Ihr heiliger Leib wurden 1674 in die Altieri-Kapelle der römischen Kirche San Francesco a Ripa übertragen.
3) Literatur
Prälat Ferdinand Holböck
Heilige Eheleute
Verheiratete Selige und Heilige in allen Jahrhunderten
381 S., 130 Abbildungen
Stein a. R. (Christiana) 2001